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Job-Ghosting – Warum Unternehmen Schweigen und wie Bewerber:innen damit umgehen können

„Es ist, als würde man in ein schwarzes Loch schreiben“, beschreibt M.* (27) ihre Erfahrungen mit Bewerbungen. Sie ist eine von Tausenden, die nach Vorstellungsgesprächen oder eingereichten Unterlagen monatelang auf Antworten warten – vergeblich. Das Phänomen „Job-Ghosting“ hat sich von einem Randproblem zur neuen Normalität entwickelt. Doch warum reagieren Unternehmen nicht? Und wie können Bewerber damit umgehen, ohne ihre Motivation zu verlieren?


ISA Ghosting
Ghosting

Das Ausmass des Phänomens: Zahlen und Stimmen

Laut einer Studie von Stepstone (2023) haben 60 % der Bewerber:innen bereits Ghosting erlebt – sei es nach einer Initiativbewerbung oder sogar nach einem finalen Vorstellungsgespräch. Die 20-Minuten-Community berichtet von ähnlichen Erfahrungen: Innert drei Stunden meldeten sich 50 Personen, die von Funkstille in Branchen wie Gastgewerbe, Bauwesen oder Banking berichteten.„Früher sprach man davon, dass Arbeitnehmer Firmen ghosten, heute ist es genau umgekehrt“, resümiert A.B.* (40), der seit einem Jahr vergeblich im Maschinenbau sucht.

Warum Unternehmen schweigen: Ursachen und Kritik

HR-Expert:innen nennen mehrere Gründe:

  • Überlastung: Zu viele Bewerbungen, zu wenig Personal.

  • Automatisierte Systeme: Bewerbermanagement-Tools filtern rigoros – und vergessen oft, Absagen zu versenden.

  • Unklare Prozesse: Fehlende Kommunikation zwischen Abteilungen führt zu Informationslöchern.

Doch Entschuldigungen gelten nicht: „Ghosting ist respektlos und schadet dem Employer Branding langfristig“, warnt Karriereberaterin Lena Müller. Unternehmen wie Google oder Siemens setzen bereits auf automatische Absage-E-Mails, um Transparenz zu schaffen.


Die Folgen: Frustration und Vertrauensverlust

Stundenlanges Anpassen von Lebensläufen, Vorbereiten auf Gespräche – und dann? Nichts. Die psychologischen Auswirkungen sind gravierend:

  • Selbstzweifel: „Habe ich etwas falsch gemacht?“

  • Prokrastination: Die Suche wird aus Angst vor erneuter Enttäuschung aufgeschoben.

  • Zynismus: Vertrauen in faire Prozesse schwindet.

Tipps für Bewerber: Vom Ghosting zum Empowerment

1. Nachfassen – aber strategisch

  • Formuliere nach zwei Wochen eine freundliche Erinnerung:„Sehr geehrte/r [Name], ich möchte mich für das Gespräch bedanken. Da ich weiterhin großes Interesse habe, freue ich mich über ein Update.“

  • Setze dir eine interne Frist (z. B. vier Wochen). Danach: Weiterziehen.

2. Netzwerke nutzen

  • Kontaktiere Mitarbeiter:innen auf LinkedIn – manchmal umgeht man so den Bewerberpool.

3. Feedback einfordern

  • Frage nach einer Absage konkret nach: „Könnten Sie mir Tipps geben, woran es gelegen hat?“

4. Mentale Resilienz aufbauen

  • Trenne dein Selbstwert vom Ergebnis. Ghosting spiegelt oft interne Probleme wider – nicht deine Qualifikation.

5. Alternativen schaffen

  • Bewerbe dich parallel, nutze Nebenjobs, Zwischenverdienste oder Weiterbildungen, um nicht in der Warteschleife zu verharren.

Fazit: Ein Appell an beide Seiten

Job-Ghosting ist kein Kavaliersdelikt. Unternehmen müssen verstehen, dass jede nicht versendete Absage ihren Ruf beschädigt. Bewerber:innen wiederum dürfen Schweigen nicht persönlich nehmen – sondern aktiv Strategien entwickeln, um nicht in der Opferrolle zu verharren. In einer Zeit, in der Fachkräfte händeringend gesucht werden, sollte Respekt auf beiden Seiten die Basis sein.


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Über ISA: Der Innovationsverband Schweizer Arbeitsmarkt (ISA) gestaltet die Zukunft der Arbeit. Seit 2024 entwickelt das engagierte Team innovative Lösungen für Professionals, Unternehmen und Verwaltungen, abgestimmt auf die Anforderungen einer dynamischen Arbeitswelt. Mit Fokus auf politisches Engagement, Bildung und Netzwerke stärkt ISA den Schweizer Arbeitsmarkt – agil, inklusiv und zukunftsorientiert.

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